
Über Jahrhunderte entwickelte sich Muay Thai aus den traditionellen Kampfkünsten Thailands. Die auch als Thaiboxen bekannte Sportart gilt nicht nur als sehr effektiv, sondern auch als überaus harter Vollkontaktsport.
Wurde sie früher ausgeübt, um ein besserer Krieger zu werden, ist sie heute ein weltweit beliebte Wettkampfsportart. Charakteristisch sind die Ellenbogen- und Knietechniken und das häufig anzutreffende Clinchen.
Was man alles rund um diese Kampfsportart wissen muss, erfährst du in diesem umfangreichen Ratgeber. Dabei lassen wir wirklich keinen Bereich des Thaiboxen aus. Egal ob es sich um die Geschichte, die Techniken oder die benötigte Ausrüstung handelt.
Aber auch das heutige Muay Thai eignet sich bestens zur Selbstverteidigung. Egal ob beim waffenlosen Kampf oder der Abwehr von bewaffneten Angreifern. Gerade bei Messern, Stöcken und andere Gegenstände sind die Techniken sehr effektiv. Daher trainieren viele Polizeieinheiten und Sicherheitsdienste Muay Thai.
Wie entstand Muay Thai?
Diese Kampfkunst kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Sie entwickelte sich über mehrere Jahrhunderte aus den traditionellen Kampfsportarten Thailands. Entnehmen kann man dies den alten Schriften aus Birma und Kambodscha.
Benutzt wurde diese Sportart seit jeher zur Ausbildung von Kriegern. Sobald deren Schwert und Speer unbrauchbar waren, benutzen sie das Thaiboxen, um sich gegen Feinde zu verteidigen. Genauer gesagt handelte es sich damals noch um die traditionelle Art Muay Thai Boran.
Die waffenlose Kampfsportart hängt sehr eng mit der Gründungsgeschichte des heutigen Thailands zusammen. So wurde sie in mehreren Kriegen eingesetzt. Dabei handelt es sich unter anderem um die Verteidigung der heutigen Hauptstadt von Thailand Ayutthaya.
Der erste offizielle Ring für einen Wettkampf wurde im Jahre 1921 genutzt. Aber erst nach der Einführung von festen Regeln nach dem 2. Weltkrieg gewann das Thaiboxen immer mehr an Bedeutung.
Im Zuge dieser Entwicklung bildeten sich mehrere unabhängige Verbände, die oft im Streit miteinander lagen. Daher wurde 1995 von der thailändischen Regierung der World Muaythai Council (WMC) gegründet. Seitdem unterstehen alle Muay-Thai-Verbände der Welt dieser Organisation. Der erste offizielle Titelkampf fand am 26. Juni 1995 statt.
Wie wird überhaupt gekämpft?
Hier gibt es einige charakteristische Elemente. Aber beginnen wir bei den Grundlagen. Thaiboxen wir auch als „Wissenschaft der 8 Gliedmaßen“ bezeichnet. Warum? Da hier mit den 8 Körperwaffen gekämpft wird. Gemeint sind damit je die 2 Fäuste, Ellbogen, Knie und Schienbeine.
Damit werden verschiedene Kampftechniken möglich. Grundsätzlich betrachtet, werden damit diese 6 Techniken im heutigen Muay Thay durchgeführt:
- Tritttechniken mit dem Schienbein, dem Fuß oder der Ferse
- Fausttechniken & Handrückenschläge (Auch als Backfist bezeichnet)
- Knie- & Ellbogen-Techniken
- Festhalten des gegnerischen Beins mit der Durchführung einer Folgetechnik
- Clinchen (Festhalten des Gegners)
- Schläge zum Kopf
Allerdings gibt es auch einige Dinge, die heute nicht so gerne gesehen sind. Daher wurden Regeln eingeführt, die die Kämpfer vor größeren Verletzungen schützen sollen. Im Folgenden gibt es einen kleinen Auszug bestehender Verbote:
- Schlag- und Tritttechniken gegen den Rückenbereich
- Nachschlagen, wenn der Gegner am Boden liegt oder kniet (in Thailand teilweise noch immer erlaubt)
- Schlag- und Tritttechniken gegen den Hinterkopf, das Knie sowie den Unterleib (Genitalien)
- Kopfstöße (Beim traditionellen Muay Boran erlaubt)
Bei manchen Verbänden sind noch Wurftechniken wie etwa Hüftwürfe und Schulterwürfe erlaubt. Die meisten Verbände dulden diese Techniken inzwischen aber nicht mehr. Zu hoch ist das Verletzungsrisiko für die Sportler.
Wie werden die Kämpfe entschieden?
Im Prinzip unterscheidet sich Muay Thai nicht von anderen Kampfsportarten wie MMA oder Boxen. Diese Kampfentscheidungen existieren momentan:
- Sieg durch Knockout (K. O.) des Gegners
- Sieg durch Punktewertung des Kampfrichters
- Sieg durch Aufgabe oder Kampfabbruch
- Sieg durch Disqualifikation des Gegners
Welche Kampfzeiten sind möglich?
Diese hängen komplett von der jeweiligen Kampfklasse ab. Im Folgenden haben wir alle möglichen Rundenzeiten aufgelistet:
- In der D- sowie C-Klasse wird je 3 × 2 Minuten gekämpft.
- In der Kategorie B wird nach der Veranstaltung unterschieden. Auch hier ist 3 × 2 Minuten der Standard. Bei Titelkämpfen wird allerdings 5 Mal für jeweils 2 Minuten angetreten.
- In der Klasse A ist 3 x 3 Minuten normal. Bei einem Titelkampf hingegen wird auf 5 × 3 Minuten gesetzt.
Welche Graduierungen gibt es für Thaiboxer?
Insgesamt existieren 15 verschiedene Khan-Grade. Die Graduierungsstufe erkennt man anhand der Farbe des am Oberarm befindlichem Armbandes. Dieses hat die Form einer Kordel und wird auch als Prajeat bezeichnet. Diese Graduierungen werden derzeit vergeben:
1. Khan: | 2. Khan: | 3. Khan: | 4. Khan: | 5. Khan: | 6. Khan: | 7. Khan: | 8. Khan: | 9. Khan: | 10. Khan: | 11. Khan: | 12. Khan: | 13. Khan: | 14. Khan: | 15. Khan: |
Weiß | Gelb | Gelb-weiß | Grün | Grün-weiß | Blau | Blau-weiß | Braun | Braun-weiß | Rot | Rot-weiß | Rot-gelb | Rot-silbern | Silber | Gold |
Zuständig für diese Prüfungen und die Trainerausbildungen ist die International Amateur Muay Thai Federation (I.A.M.T.F.). Zudem ist das Prüfungs- und Ausbildungsprogramm vom thailändischen Kultus- und Sportministerium anerkannt.
Was gibt es übers Training zu wissen?
Um bei Thai Box-Wettkämpfen möglichst erfolgreich zu sein, braucht man eine sehr gute Kondition, eine präzise Technik sowie eine starke Schlagkraft. Um diese Punkte intensiv, aber trotzdem zeitsparend zu trainieren, wird oft in Intervallen trainiert.
Das bedeutet im Prinzip, dass Übungen in 3 Abschnitte eingeteilt werden. Zu Beginn wird locker trainiert, dann kurzzeitig richtig Gas gegeben und zum Abschluss wird für ein paar Sekunden geruht.
Benötigtes Trainingsequipment:
Unterstützt wird man beim Training noch durch Ausrüstungsgegenstände wie das altbekannte Springseil, den Boxsack sowie durch Pratzen und Schlagpolster. Für das Pratzentraining braucht man aber zwingend einen Partner. Hat man aber keinen zur Verfügung, kann man auch auf einen Standboxsack oder einen Boxdummy zurückgreifen.
Trainingsdauer & Belastungsgrenze:
In der Regel dauert ein Muay Thai Training selten länger als eine Stunde. Das reicht aber vollkommen, da das Training bis an die Belastungsgrenze geht. Dabei gilt folgendes: Umso schlechter eine Technik beherrscht oder durchgeführt wird, desto mehr Kraft erfordert sie.
Für wen eignet sich Thaiboxen?

Im Prinzip für so ziemlich jeden Sportler und Selbstverteidigungsfan. Diese Kampfsportart ist so vielseitig und kann in so vielen Studios trainiert werden, das sie immer beliebter wird.
Ehrgeizige Sportler und alle, die es werden wollen:
Empfehlenswert ist Muay Thai für ambitionierte Sportler, die einen realistischen Wettkampfsport ausüben wollen. Gerade der Aspekt des Vollkontakts und der vielen Wettkämpfe macht Thaiboxen für einige mehr als interessant.
Effektiver Selbstschutz und das auch gegen Waffen:
Möchte man aber gar nicht an solchen Veranstaltungen teilnehmen, gibt es noch immer Punkte, die für diese Kampfsportart sprechen. So lassen sich viele Techniken im Rahmen der Selbstverteidigung einsetzen. Gerade Polizisten und Sicherheitsmitarbeiter greifen häufig auf die thailändische Sportart zurück. Und das nicht nur wegen der hocheffizienten Techniken.
So werden auch diese Aspekte geschult: Mut, Selbstvertrauen, Wettkampfhärte, Siegeswillen, kämpferische Intelligenz und Selbstbeherrschung. Alles wichtige Fähigkeiten für den beruflichen Alltag als Ordnungshüter. Gerade in der heutigen Zeit oft unabdingbare Grundqualifikationen für den erfolgreichen Dienst.
Auch für die Kleinen eine sinnvolle Sportart:
Für Kinder und Jugendliche ist Thaiboxen eine interessante Alternative zu den Klassikern wie Judo oder Karate. So werden hier wertvolle Charaktereigenschaften wie Durchsetzungsvermögen, Willenskraft, Selbstdisziplin und auch Selbstvertrauen herausgebildet.
Zudem erlernen die Kleinen hier erste Grundlagen der Selbstverteidigung für Kinder. Geht es dir aber ausschließlich um diesen Aspekt, sind spezielle SV-Kurse für Kinder die bessere Wahl. Sie sind günstiger und vermitteln deutlich mehr Fähigkeiten. Denn auch Prävention und korrekte Verhaltensweisen sind ein wichtiger Bestandteil der erfolgreichen Kinder-Selbstverteidigung.
Welche Ausrüstung benötigt man?

Die meisten Vereine und Kampfsportschulen können einen gewissen Teil der Ausrüstung für die ersten Trainings stellen. Allerdings braucht man doch einiges an Equipment, wenn man Muay Thai ernsthaft ausüben möchte. So sind diese Ausrüstungsgegenstände empfehlenswert:
- Tiefschutz
- Muay-Thai-Shorts
- Boxhandschuhe
- Mundschutz
- Boxbandagen
- Schienbeinschoner
- Fußbandagen
- Bauchschutz/Weste
Wenn du zum ersten Mal trainieren gehst oder nur ein Schnuppertraining gebucht hast, brauchst du im Prinzip nichts von der obigen Ausstattung zu kaufen. Dann reichen für den Einstieg diese 3 Dinge: Trainingshose, lockeres Shirt und genügend zu trinken. Mehr benötigt man erst mal nicht.
Und nein, Schuhe braucht man in der Regel nicht, da traditionell barfuß trainiert wird. Hast du dich dann verbindlich fürs Thaiboxen angemeldet, solltest du mit dem Shopping beginnen. Auf die Weste kannst du aber zu Beginn verzichten. Diese kannst du dir ausleihen. Die restlichen Gegenstände solltest du dir aber auf jeden Fall zulegen.
Unser FAQ zum Schluss:

Ab und an erhalten wir Fragen rund um Muay Thai zugeschickt, die wir sehr gerne beantworten. Damit du hier noch mehr Informationen bekommst, veröffentlichen wir hier die gestellten Fragen samt Antworten. So profitierst auch du und nicht nur der Fragende: