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Die aus Asien stammende Kampfkunst Qwan Ki Do (Quan Khi Dao) ist eine Mischung aus dem vietnamesischen und dem chinesischen Kung Fu. Obwohl diese Kampfkunst erst vor wenigen Jahrzehnten entwickelt wurde, kann sie auf eine lange Entwicklungsgeschichte zurückblicken. Bis zu 4000 Jahre zurückliegen die Ursprünge beider Kung Fu Stile.
Vereint wurden sie durch den in Frankreich lebenden Großmeister Pham Xuan Tong. Der Vietnamese kombinierte beide Stile und konzentrierte sich hierbei auf Hand-, Fuß-, Sprung-, Fege- und Scherentechniken. Allerdings nahm er auch Tiertechniken wie die des Tigers (Ho), des Kranichs (Hac), des Affen (Hau Nhi), der Schlange (Xa) und des Drachen (Long) in das breit gefächerte Repertoire auf.
Abgerundet wird dieses durch die vielen Waffentechniken des Co Vo Dao. So wird hier nicht nur mit dem Stock oder Säbel, sondern auch mit dem vietnamesischen Schwert und vielen weiteren Waffen gekämpft. Wer sich für diese Kampfkunst interessiert, erlernt ein breites Spektrum an Techniken und Möglichkeiten.
Entstehung: | Entwickelt wurde diese Kampfkunst vom Großmeister Pham Xuân Tong. Er stellte sie 1981 samt seiner Organisation World Union of Qwan Ki Do vor. |
Gründer: | Der gebürtige Vietnamese Pham Xuân Tong gilt als Begründer. Er wurde am 17. Juli 1947 geboren und war bereits als Teenager ein erfolgreicher Kampfkünstler. |
Techniken: | Hier werden Techniken aus dem vietnamesischen und chinesischen Kung Fu vereint. Es wird sowohl mit als auch ohne Waffen gekämpft. |
Verbreitung: | Qwan Ki Do ist deutschlandweit vertreten. Aber auch in anderen europäischen Ländern wird diese Kampfkunst ausgeübt. |
Wie wurde Qwan Ki Do entwickelt?
Dieser Kampfsport basiert auf dem chinesischen und vietnamesischen Kung Fu. Vereint wurden die Techniken vom renommierten Experten Pham Xuan Tong. Der in Frank lebende Vietnamese begann bereits im Alter von 10 Jahren mit dem täglichen Training von Kampfkünsten. Zusätzlich dazu wurde er ab seinem 14. Lebensjahr in traditioneller chinesischer Medizin, Akupunktur sowie in Osteopathie (Alternativer Medizin) unterrichtet.
Er war so erfolgreich, dass er der jüngste Schüler war, der den 1. Dan (Meistergrad) erreichte. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass auch andere Meister neben Châu Quan Ky ihn unterrichteten. Ziel war es sein Repertoire an Techniken so groß wie nur möglich zu gestalten. Dies gelang auch und so gewann er bereits mit 19 Jahren eine Vielzahl an bekannten Wettkämpfen.
1968 wanderte er nach Frankreich aus, um sein Studium der Sportwissenschaften zu vollenden. Bereits damals galt er aufgrund seiner Fähigkeiten als Experte in puncto Kampfsport. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass er als Nachfolger seines Meisters Châu Quan Ky bestimmt wurde. Nachdem er 1973 die nationale Bewegung Viêt Võ Đạo ins Leben gerufen hatte, wurde er zum technischen Direktor ernannt und erhielt sogar den 8. Dan-Grad.
Allerdings trat er bereits 1981 zurück, um seine eigene Kampfkunst zu entwickeln. Aufgetragen wurde ihm dies von seinem ehemaligen Meister Châu Quan Ky vor dessen Tod. Im Qwan Ki Do vereinte er nicht nur die Techniken aus dem chinesischen und vietnamesischen Kung Fu, sondern auch seine Erfahrungen und Kenntnisse aus allen Kampfkünsten.
Heute ist Großmeister Tong in Frankreich verantwortlich für die sportliche Ausbildung der Polizei. Er ist also Staatsbediensteter und setzt sich noch immer stark für die vietnamesische Kultur und Kunst sein. Seine Kampfkunst Qwan Ki Do wird heutzutage europaweit trainiert und sogar in Deutschland gibt es eine große Gemeinde an Sportlern.
Welche Regeln existieren?

Diese Kampfkunst ist unter Fachleuten für seine 10 Prinzipien bekannt, die von der World Union of Qwan Ki Do erfunden wurden. Diese 10 Regeln müssen von jedem Schüler befolgt werden. Wer sich nicht an diese Prinzipien hält, riskiert Sanktionen und im schlimmsten Fall sogar den Ausschluss aus dieser Kampfkunst. Im Folgenden listen wir alle 10 Prinzipien auf:
- Anstrengung, Ausdauer, Selbstvertrauen und Respekt gegenüber anderen, in Übereinstimmung mit der Tradition der Kampfkunst sorgen für das Erreichen des hohen technischen Niveaus.
- Geist und Körper werden entwickelt nicht für anderen, sondern sich selbst entwickelt. Eitelkeit und Stolz dürfen dabei keine Rolle spielen.
- Auch bei dieser Kampfkunst kommt es auf die moralischen Pfeiler an. Diese lauten, wie folgt: Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit, Dankbarkeit, Einfachheit, Bescheidenheit und Toleranz.
- Alles basiert auf der tausendjährigen Tradition. Diese darf auch aufgrund von Engherzigkeit, übler Nachrede und Spaltung in der Methode nicht verraten werden.
- Man muss Vereinsleiter, Lehrer sowie Graduierte respektieren und den Zusammenhalt alle Beteiligten fördern.
- Der Freikampf als auch der Wettkampf sind Mittel zur Entwicklung und nicht das Ziel dieser Kampfkunst.
- Wer seine Fähigkeiten verbessern möchte, sollte dies durch Fleiß und Selbstkritik tun.
- Man sollte all anderen Kampfkünste respektieren.
- Die Regeln des Qwan Ki Do sind stets zu befolgen.
- Diese Kampfkunst darf nur zur Selbstverteidigung eingesetzt werden.
Wie wird gekämpft?
Beim Qwan Ki Do dreht sich der Großteil der Ausbildung um Faust-, Fuß-, Scheren-, Hebel-, Fege-, Wurf-, Festhalte- und Selbstverteidigungstechniken. Natürlich lernt man auch hier nicht alles auf einmal, sondern die Vermittlung der Techniken wird an den Entwicklungsstand des Schülers angepasst.
Außerdem wird auf die körperliche Verfassung und das Alter geachtet. Manch eine Technik ist nämlich sehr anstrengend oder kann gar gefährlich werden. Gerade ältere Schüler müssen daher häufig Einschränkungen im Training hinnehmen.
Auch bei dieser Kampfkunst gibt es Schattenkämpfe. Bezeichnet werden sie als Quyên. Die Kämpfe gelten als besonders wichtig, da man hier genau prüfen kann, welche Techniken ein Schüler beherrscht und wo Nachholbedarf besteht. Es lässt sich bei einem Schattenkampf also leicht erkennen in welcher Qualität die Blöcke, Schläge und Stellungen ausgeführt werden.
Zudem wird hierbei auch auf den Ausdruck geachtet. Schließlich geht es hier um Kämpfe mit mehreren Angreifern. Daher ist der Kampfschrei, der sogenannte Quat ein wichtiges Element. Ist der Trainer mit dem Ausbildungsstand seines Schülers zufrieden, kann er ihn die Tiertechniken beibringen. Hierunter fallen einzelne Bewegungen, aber auch ganze Quyên mit Tiertechniken wie die des Tigers (Ho), des Kranichs (Hac), des Affen (Hau Nhi), der Schlange (Xa) und die des Drachen (Long).
Auch der Waffenkampf ist Teil der Ausbildung:
Jeder Schüler kann bei dieser Kampfkunst den Umgang mit einer Waffe erlernen. Begonnen wird dabei immer mit Holzwaffen. Kinder konzentrieren sich dabei auf den Umgang mit zwei kleinen Bambusstöcken. Bezeichnet werden diese als Song Cots.
Ab dem 10 Lebensjahr darf man schon mit der Waffe für Erwachsene kämpfen. Die Rede ist vom Bong einem langen Bambusstock. Beherrscht man die Techniken und hat mehrere Lehrgänge beim Großmeister durchlaufen, kann man eine Prüfung ablegen.
Wer den 4. Câp Blau (Gürtel) sein Eigen nennen kann und älter als 18 Jahre ist, darf nach der erfolgreichen Prüfung eine Metallwaffe tragen. Um bis zu diesem Punkt zu kommen, braucht es aber viel Ausdauer. Schließlich handelt es sich hier um eine lange und komplizierte Ausbildung.
Die geistliche Arbeit ist ein wichtiges Element:
Auch beim Qwan Ki Do gibt es die innere Arbeit. Ziel ist die Gesunderhaltung des eigenen Körpers und Geistes. Daher wird hier Tam The gelehrt. Hierbei handelt es sich um eine vietnamesische Heilgymnastik, die dem Tai Chi sehr ähnlich ist.
Beim Tam The werden Bewegungen langsam und bewusst ausgeführt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der kontrollierten Atmung. Weiterhin ist bei der Heilgymnastik auch die Dehnung überaus wichtig. Einerseits um die Organe zu stärken, andererseits als Vorbereitung für die Fußtritte.
Auch die Lehre der Meridiane und die Bedeutung der Bewegungen sind ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung. Jede Bewegung hat nämlich einen bestimmten vietnamesischen Namen und eine eigene Bedeutung. Diese gilt es zu wissen.
Welche Qwan Ki Do Gürtel gibt es?

Jede Kampfkunst hat ihr eigenes Graduierungssystem, damit man auf einen Blick erkennen kann über welche Fähigkeiten das Gegenüber verfügt. So bekommen Einsteiger beim Qwan Ki Do einen weißen Gürtel, der besonders weich ist. Hiermit soll die Leere sowie die Biegsamkeit des Schülers symbolisiert werden.
Um diese Gürtel mit Leben zu füllen, muss man Prüfungen ablegen. Mit jeder erfolgreichen Prüfung darf man einen Streifen (Câp) auf seinen Gürtel nähen. Erst mit dem erfolgreichen Ablegen der Schwarzgurtprüfung darf dieser abgelegt werden. Der schwarze Gürtel ist nun nicht mehr weich, sondern aus festem schwarzem Stoff.
Außerdem verfügt er über rote Streifen an der Ober- und Unterseite. Damit soll gezeigt werden, dass dem Schüler die Kampfkunst bereits in Fleisch und Blut übergegangen ist. Werden dann weitere Prüfungen abgelegt, bekommt man weitere Gürtel mit unterschiedlichen Dan-Graduierungen.
Zudem besteht noch die Möglichkeit violette und blaue Gürtel als Auszeichnung vom Meister zu bekommen. Blaugurtträger dürfen dabei als Trainingsassistenten fungieren. Violette Gürtel sind für Kinder unter 13 Jahren gedacht, die besonders talentiert sind und sich zum Ablegen einer zusätzlichen Prüfung empfohlen haben.
Beide Gürtel sind weich und sollten als Auszeichnung für besonders gute Leistungen betrachtet werden. Nur wenige Schüler kommen in den Genuss solch einen Gürtel verliehen zu bekommen.
Welche Kleidung wird getragen?

Schüler dieser Kampfkunst tragen einen schwarzen Anzug, der als Vo Phuc bezeichnet wird. Charakteristisch ist hierbei der gelbe Streifen, der vom Kragen bis zum unteren Ende der Jacke reicht. Zudem haben die Anzüge der Schüler auf der linken Seite in Höhe des Herzens ein Qwan Ki Do Abzeichen. Meister tragen zusätzlich auf der unteren rechten Seite der Jacke noch ein Bat Quay.
Wer möchte, kann ein Clubabzeichen auf der rechten Schulter tragen. Auch die linke Schulter kann verziert werden. Hier dürfen aber nur besondere Abzeichen getragen werden, die zum Beispiel das der Nationalmannschaft. Selbstverständlich sind nur sehr wenige Sportler im Besitz dieses Abzeichens.
Zusätzlich zum Anzug wird noch ein Gürtel getragen, welcher die Graduierung seines Trägers zeigt. So kann man schnell erkennen, welche Fähigkeiten das Gegenüber besitzt. Außerdem ist der Gürtel auch für den Trainingsbeginn wichtig. Schließlich stellen sich hier alle Schüler sortiert nach der Graduierung auf.
Das Abzeichen besteht aus vielen Symbolen. Ganz außen befindet sich ein weißer Kreis mit dem europäischen und dem vietnamesischen Schriftzug. Die weiße Farbe steht dabei für die Unendlichkeit des Universums. Der Drache, der den zweiten Kreis formt, steht dabei für den Kreislauf des Lebens.
Allerdings soll er auch den ritterlichen Geist und das Volk Vietnam verkörpern. Die zwei kleinen Kreise, die Am und Duong symbolisieren, stehen für die Harmonie zwischen Körper und Geist. Hier wurden also viele Symbole verwendet, die die Kultur Vietnams zeigen sollen. Zudem hat jede Farbe ihre eigene Bedeutung.
Was sollte man noch wissen?

Immer wieder bekommen wir Fragen rund um Qwan Ki Do gestellt. Daher haben wir uns dazu entschlossen am Ende dieses Ratgebers einen kleinen Frage-Antwort-Bereich zu integrieren. So findet man hier noch zusätzliche Informationen über diesen Kampfsport.
Die Bezeichnung Qwan Ki Do wurde gewählt, um die Traditionen und Werte seines Heimatlandes Vietnam zu ehren. Außerdem enthält der Name zwei grundlegende Elemente vieler Kampfkünste. So bedeutet das Wort Ki „Energie“ und Do ist weithin bekannt als „der Weg“.
Verbindet man beide Übersetzungen mit dem Wort Qwan, welches so viel wie „die Gesamtheit“ heißt, dann hat die Bezeichnung Qwan Ki Do diese Bedeutung: „der Weg der Lebensenergie“. Korrekt geschrieben wird die Bezeichnung eigentlich Quán Khí Đạo. Allerdings wurde sie zur leichteren Verständigung sprachlich an den Westen angepasst.
Ja, wie bei jeder anderen Kampfkunst auch. So existieren auch hier viele alte Traditionen, die man als Schüler oder Meister zu befolgen hat. Die meisten von ihnen basieren dabei auf den Traditionen des vietnamesischen Volkes. Zu den Ritualen gehören das Verbeugen, Gürtel binden oder das Zählen auf vietnamesisch.
Für viele Europäer wirkt dabei die Beziehung zwischen Schüler und Meister sehr skurril. Vor allem die Lehrgänge sind aufgrund dessen etwas gewöhnungsbedürftig für Neulinge.
Die Verbeugung hat eine wichtige Bedeutung für die Schüler. So hat jede Bewegung einen eigenen Begriff, den der Trainer bei der Begrüßung laut ausspricht. Die Begrüßung wird als Nghiêm Bai bezeichnet und in folgender Reihenfolge durchgeführt:
Chuân Bi: Gerader Stand, bei dem die Füße schulterbreit positioniert werden. Die Hände bilden hierbei ein Dreieck.
Nghiêm: Nun werden die Füße zusammengestellt und die Hände werden zu Fäusten an die Seite gezogen. Dabei befinden sie sich allerdings über dem Gürtel.
Nghiêm Lê: Die rechte Hand wird zur Faust geballt, während die linke Hand die Faust umschließt. Die Unterarme bleiben waagerecht und der Trainer oder Trainingspartner wird angesehen.
Lê: Nun wird der Oberkörper leicht nach vorne gebeugt, wobei der Kopf gerade bleibt.
Auch bei der Begrüßung gilt es auf ein paar elementare Dinge zu achten. So sollte man beim Betreten der Trainingshalle den Platz und Meister ehren. Sobald man eine Matte betritt, stimmt man zu sich rücksichtsvoll und respektvoll zu verhalten.
Zum Trainingsbeginn oder auch Ende bedankt man sich beim Partner, dass er mit einem trainiert. Bevor man seinen Ausbilder, dessen Assistenten oder einen anderen Schüler etwas fragt oder seinen Wunsch äußert, steht man im Chuân Bi.
Beim Qwan Ki Do konzentriert man sich nicht nur auf das Ablegen von Gürtelprüfungen. So gibt es hier auch eine Menge Weiterbildungen, um sich in allen Belangen dieser Kampfkunst zu verbessern. Damit dies auch gelingt, gibt es Großmeisterlehrgänge, Trainingslager sowie regionale Veranstaltungen.