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Die französische Kampfsportart Savate ist in Deutschland nur wenigen Menschen ein Begriff. Ihre Techniken und damit auch die Kämpfe erinnern einen an Kickboxen oder Muay Thai. Wurde der Kampfsport anfangs noch zur Ausbildung von Soldaten oder als Unterhaltungsprogramm er Unterwelt genutzt, gibt es heute Welt-, Europa- sowie deutsche Meisterschaften. Trotzdem ist die Fangemeinde eher klein.
Was man über das französische Kickboxen und dessen Geschichte, Disziplinen und Gewichtsklassen wissen muss, verraten wir dir in diesem Artikel. Außerdem gehen wir auch noch auf die Graduierungen und die Techniken ein. Ein kleines FAQ rundet den Artikel ab. Das Lesen lohnt sich also. Den Beginn aber macht unser kurzer Steckbrief über das Savate-Boxe Française:
Namensbedeutung: | Vollständig ausgeschrieben lautet der Name dieser Kampfsportart Savate-Boxe Française, was übersetzt so viel wie „abgetragener Schuh“ heißt. |
Entstehung: | In Frankreich zur Ausbildung der Soldaten, während der Französischen Revolution von 1789 bis 1799 entwickelt worden. |
Kampftechniken: | Diverse Faustschläge & Fußtritte |
Wettkampfstile: | Assaut (Angriff), Précombat (Vorkampf) & Combat (Kampf) |
Graduierungen: | Aufnäher auf der Sportbekleidung in den Farben Blau und Grün (Anfänger), Rot und Weiß (Fortgeschrittener), Gelb (Meister) und Silber (GAT1, GAT2 und GAT3) |
Kleidung: | Boxhandschuhe, Schuhe & Intégrale-Anzug |
Geschichte:
Anfangs wurde der Kampfsport von französischen Seeleuten aus Marseille ausgeübt. Kurze Zeit später wurde auch die Armee auf die hocheffizienten Techniken aufmerksam. Daher wurde zu Zeiten der Französischen Revolution von 1789 bis 1799 verstärkt Savate zur Verbesserung der Nahkampffähigkeiten trainiert.
Schließlich wurde im 19. Jahrhundert auch die französische Unter- und Halbwelt auf die Sportart aufmerksam. Häufig wurde sie zu diesen Zeiten mit dem französischen Wort Chausson für Hausschuh bezeichnet. Außerdem verstand man damals noch unter Savate eine Art zu kämpfen, als eine wettkampforientierte Sportart.
Die Modernisierung begann:
Interessant ist dabei, dass bereits ab dem Jahre 1820 das Interesse in der besseren Gesellschaft stetig wuchs. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass zu dieser Zeit auch Fechtschulen die Kampfsportart in ihr Programm aufnahmen. Die Entwicklung des Savate war damals aber bei Weitem noch nicht abgeschlossen, sondern es wurde noch ständig an den Techniken und Regeln gearbeitet.
Vor allem 2 Personen waren zu dieser Zeit stark an der Entwicklung beteiligt. Die Rede ist von Michel Casseux (1794–1869) sowie Charles Lecour (1808–1894). Ersterer eröffnete im Jahre 1825 das erste offizielle Trainingszentrum. Er war es auch, der die ersten Regeln aufstellte.
So sorgte er dafür, dass Kopfstöße als verboten gelten. Dieser Schritt und viele weitere Bemühungen konnten aber nicht dafür sorgen, dass sich der Ruf des Schlägertums sich so langsam lichtet. Schließlich wurden die Schläge noch immer mit der offenen Hand ausgeführt.
Etwa um 1830 wurde dann das französische Kickboxen mit dem englischen Boxen verbunden. Der Name wurde dann in Boxe Française geändert. Nun mauserte sich der Kampfsport zu einem Stil, der an vielen Schulen unterrichtet wurde.
Savate wird zum Volkssport:
Den ganz großen Durchbruch gab es aber erst später. Als die beiden Weltkriege zwischen 1914 und 1945 tobten, fingen immer mehr Franzosen mit dem Training an. Außerdem wurde im Jahre 1924 Savate als Demonstrationssportart bei den Olympischen Spielen in Paris der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
Im Jahre 1985 wurde dann der B.F.-Savate-Verband gegründet. Dem sind auch noch die beiden französischen Stockkampfvarianten Baton und Canne untergeordnet. Trotzdem dauerte es noch über 20 Jahre bis die Sportart Savate von der FISU offiziell anerkannt wurde. Seit dem gibt es unter anderem auch Universitäts-Weltmeisterschaften.
Techniken im Savate:
Bevor man eine Technik ausübt, geht man erst mal in die Grundstellung. Dabei entspricht diese der Standardstellung aus dem englischen Boxen. Nun kann man gleichberechtigt alle Gliedmaßen zum Kampf benutzen. Erlaubte Trefferflächen mit den Händen sind dabei der seitliche und vordere Kopf. Aber auch der Rumpf darf an den Seiten und vorne getroffen werden.
Möchte man hingegen die Beine zum Kampf benutzen, kann man den gesamten Körper als Trefferfläche verwenden. Es bieten sich in einem Duell der Kopf, Rumpf samt Rücken sowie die Beine an. Verboten sind dabei allerdings das Genick, der Kehlkopf als auch der Genitalbereich.
Bei Frauen ist es zudem nicht erlaubt gegen die Brust zu treten oder schlagen. Treffer gelten außerdem nur dann, wenn sie mit der Vorderseite des Boxhandschuhs und dem Fuß (Savateschuh) erfolgen.
Fußtechniken:
Alle Fußtechniken werden entweder gesprungen oder gedreht. Außerdem wird mit beiden Beinen gearbeitet, um jede Trefferebene attackieren zu können. Allerdings bestätigen Ausnahmen die Regel und so wird der Revers frontal nur gegen den Kopf und der Coup de pied bas nur bis zur Kniehöhe ausgeführt.
Derzeit gibt es all diese Techniken mit dem Fuß:
- Fouetté: Halbkreisfußtritt
- Chassé Frontal: gerader Fußstoß
- Chassé Lateral: seitlicher Fußstoß
- Revers frontal: Fußschlag mit der Fußaußenkante, das Bein beschreibt einen Kreis von innen nach außen
- Revers lateral: Halbkreisfußtritt „rückwärts“, groupe: mit anfangs gebeugtem Bein, jambe tendue: mit gestrecktem Bein
- Coup de pied bas: tiefe Fußtechnik, de deséquilibre: Fußfeger, de frappe: Pendeltritt zum Schienbein
Faustschläge:
Wie beim normalen Boxen auch gibt es hier 4 klassische Schläge:
- Uppercut: Auwährtshaken
- Direct: Gerade
- Crochet: Haken
- Swing: Schwinger
Abwehr:
Im Rahmen des Blockens von Angriffen gibt es 3 Varianten:
- Parade bloquee: stoppt eine Angriffsbewegung
- Parade chassee: lenkt eine Angriffsbewegung am Ziel vorbei
- Parade en protection: schützt die zu treffende Fläche
Ausweichbewegungen:
Insgesamt existieren momentan 7 unterschiedliche Bewegungen, um einem Angriff auszuweichen. Welche das sind, erfährst du im Folgenden:
- Esquive total: der ganze Körper des Boxers weicht aus
- Esquive partiel: nur ein Körperteil weicht aus
- Esquive sur place: der Körperschwerpunkt des Boxers bleibt auf derselben Stelle
- Esquive rotative: Ausweichbewegung des Oberkörpers
- Esquive en haute: Ausweichbewegung des Beins
- Décalage: ein Bein verlässt die Verbindungslinie zum Gegner durch einen Ausfallschritt
- Débordement: beide Beine verlassen die Verbindungslinie zum Gegner durch einen Nachstellschritt.
Wettkampfdisziplinen:
Kommt es zu einem Duell wird es in einem Ring ausgetragen, wie man ihn aus dem Boxsport kennt. Beim Wettkampfstil Assaut kann der Ring allerdings durch andere Arten der Markierung ersetzt werden. Grundsätzlich teilt man die Disziplinen in 3 unterschiedliche Kategorien ein:
Assaut:
Hinter dem Begriff verbirgt sich die 3. Serie, die zu deutsch Angriff heißt. Hier besteht Leichtkontakt zwischen den Sportlern. Zudem erfolgt die Bewertung des Duells nach der Qualität der Techniken, der Trefferzahl sowie des taktischen Verhaltens während des Fights. Außerdem sind hier ein zu harter Kontakt und das bekannte K. O. verboten.
Précombat:
Die 2. Serie könnte man mit dem Wort Vor-Kampf bezeichnen. Sie stellt damit die letzte Stufe vor dem Vollkontakt-Kampf dar. Hier ist der K. O. erlaubt, aber es wird noch mit der erweiterten Schutzausrüstung gekämpft. Die Athleten tragen also einen Kopf- und Schienbeinschutz.
Combat:
Die 1. Serie kann man einfach Kampf nennen. Dies beschreibt den Vollkontakt zwischen den Gegnern am besten. Zudem ist es auch die wortwörtliche deutsche Übersetzung. Das Ziel bei den Wettkämpfen besteht darin so viele Wirkungstreffer, wie möglich zu erzielen. Alternativ ist auch ein K.O. des Gegners Ziel der Bemühungen.
Angetreten wird bei diesen Fights in minimaler Ausrüstung. Lediglich Schuhe, Handschuhe samt Bandagen, Zahn-, Brust- und Tiefschutz werden noch getragen. Verzichtet wird also auf den Kopf- und Schienbeinschutz, wie er im Training und den anderen beiden Serien getragen wird.
Gewichtsklassen beim französischen Boxen:
Wie im Boxen oder Muay Thai gibt es auch beim Savate Gewichtsklassen. Sie sollen dafür sorgen, dass die Wettkämpfe ausgeglichener und damit spannender sind. Sowohl bei den Männern als auch Frauen wird derzeit in 8 unterschiedliche Klassen eingeteilt. Welche das sind, erfährst du im Folgenden.
Männer:
Plume | Bis zu 56 kg |
Léger | 56 bis 60 kg |
Super-léger | 60 bis 65 kg |
Mi-moyen | 65 bis 70 kg |
Super mi-moyen | 70 bis 75 kg |
Moyen | 75 bis 80 kg |
Mi-lourd | 80 bis 85 kg |
Lourd | Über 85 kg |
Frauen:
Mouches | Bis zu 48 kg |
Coqs | 48 bis 52 kg |
Plumes | 52 bis 56 kg |
Legers | 56 bis 60 kg |
Super-Legers | 60 bis 65 kg |
Mi-Moyen | 65 bis 70 kg |
Super-Mi-Moyens | 70 bis 75 kg |
Moyen | Über 75 kg |
Graduierungen im Savate:
Wie bei anderen Kampfsportarten existieren auch im Savate unterschiedliche Graduierungen. Verliehen werden diese anhand der Fähigkeiten des Sportlers. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den Techniken und deren Durchführung. Hat man eine Prüfung erfolgreich absolviert, bekommt man einen Aufnäher. Dieser wird der jeweiligen Farbe auf der Sportkleidung getragen.
Derzeit gibt es diese Technik-Graduierungen:
- Blau & Grün für Anfänger
- Rot & Weiß für Fortgeschrittene
- Gelb für Meister
- Silber für GAT1, GAT2 und GAT3)
Unser FAQ zum Abschluss:

Savate ist schon lange keine reine Sportart mehr für die französische Unterwelt. Da es sich inzwischen um eine anerkannte Kampfsportart der FISU handelt, steigt die Zahl der Fans kontinuierlich an. In Deutschland ist die Fanbasis aber mehr als überschaubar. Trotzdem kontaktieren uns immer mal wieder Interessenten und stellen uns Fragen. Daher haben wir im Folgenden ein kleines FAQ erstellt.
Grundsätzlich werden sowohl beim Kickboxen als auch beim französischen Savate ähnliche Techniken angewendet. Am besten lassen sich beide Sportarten durch die Kleidung unterscheiden. Beim französischen Kickboxen werden nämlich Schuhe und ein spezieller Anzug getragen.
Natürlich gibt es auch bei den Techniken gewisse Feinheiten. Die Ausführung ist immer ein bisschen anders und viele berichten, dass Savate-Moves eleganter aussehen. Zudem wird bei der französischen Variante mehr mit den Füßen agiert und mit den Fäusten nur abgeschlossen. Andersherum ist es beim Kickboxen. Hier sind die Fäuste die primäre Waffe und die Tritte dienen dem Abschluss.
Bereits in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde in Deutschland ein Taschenbuch für Hand- und Fußboxen herausgebracht. Es trug den Namen Boxe Française. Außerdem nahmen deutsche Athleten bereits sehr erfolgreich in den 80er-Jahren an Combat-Wettkämpfen teil.
Heutzutage wird in Deutschland hauptsächlich im Assaut gekämpft. Die Leichtbox-Variante wird in Universitäten, Fitness-Clubs, Sportschulen und auch vielen Muay Thai sowie Kickbox-Centern ausgeübt.
Weiterhin findet jedes Jahr eine deutsche Meisterschaft in den verschiedenen Gewichtsklassen statt. Wer hier als Frau oder Mann gewinnt, darf an den Welt- und Europameisterschaften teilnehmen. Dort feiern die Sieger häufig große Erfolge.
Diese Frage ist absolut berechtigt. In Deutschland gibt es nur eine kleine Zahl an Clubs. In vielen Bundesländern findet man nur 5 bis 10 Anbieter. Daher müssen Interessenten häufig auf Muay Thai oder Kickboxen ausweichen. Dies lässt sich leider nicht immer verhindern, denn selbst in großen Städten sind die Veranstalterzahlen gering.